Einleitung: Fast 500 Jahre ist die ritteradelige Familie von Espelbach aus dem Dorf Esselbach (Landkreis Main-Spessart) in den historischen Quellen nachweisbar. Auf ihre Spuren begab sich Gertrud Nöth (Esselbach) und zeichnete den Werdegang der Familie von 1182 bis 1644 nach. Die Espelbach’schen Fußabdrücke finden sich nicht nur in der näheren Umgebung von Esselbach, sondern reichen vom sizilianischen Palermo bis zum friesischen Harlingen. Nach jetzigem Kenntnis- und Forschungsstand sind die Espelbach die einzigen Niederadeligen im Altlandkreis Marktheidenfeld, die sich über einen Zeitraum von über 460 Jahren nach ihrem Herkunftsort nennen. Die Gemeinde Esselbach hat die Forschungsarbeit jetzt als ersten Band zur Geschichte des Dorfes im Südost-Spessart herausgegeben.
Von Gertrud Nöth, Esselbach
„waß ich vor ain khlains küniglin were“, das „am end der welt wone“ – diese Zeilen stammen aus der Feder des kaiserlichen und königlichen Kriegskommissars, Ritters und „Eques Auratus“ Georg von Espelbach in einem Brief an seinen Nürnberger Freund Hans Rieter von Kornburg. Verfasst wurde dieser Brief im Jahr 1561 im friesischen Harlingen. Zu diesem Zeitpunkt ist Georg 49 Jahre alt, Drost (in etwa Kommandant, Bürgermeister, Richter) auf der Festung im friesischen Harlingen und Grietman (in etwa Landrat) der Region Barradeel, frisch verheiratet mit der gut 30 Jahre jüngeren Katharina van Dekema, älteste Tochter des friesischen Ritters, Ratsherrn, Obersten Richters und Mitglieds des Ordens vom Goldenen Vlies sowie Doktor beider Rechte, Sixtus van Dekema aus Leeuwarden. Doch wie kommt ein Ritter mit Namen von Espelbach nach Harlingen und in diese Position? Der Reihe nach.
Die Entwicklung der Herren von Espelbach mag exemplarisch für weitere ritteradelige Familien stehen, die im 12./13. Jahrhundert erstmalig in Urkunden sichtbar werden, eine Blütezeit erleben und dann im Mannesstamm erlöschen. Häufig mangelt es an Quellen, um ihre teils kurzen, teils langen Wege nachzuzeichnen. Bei den Espelbach fehlt ein Familienarchiv. Doch sind sie nach jetzigem Kenntnis- und Forschungsstand die einzige Niederadelsfamilie im Altlandkreis Marktheidenfeld, die sich über einen Zeitraum von nachweislich über 460 Jahren nach ihrem Herkunftsort, Esselbach, nennt.
Zunächst wenig spektakulärer Start
1182 testiert Heinrich von Espelbach mit anderen geistlichen und weltlichen Zeugen ein Rechtsgeschäft des Würzburger Bischofs. Dies bedeutet, dass der Ort Esselbach zu dieser Zeit bereits existierte. Gleichzeitig ist Esselbach Grenzgebiet zwischen den sich ausbreitenden Machtblöcken Würzburg und Mainz, auch wenn das Reichskloster Fulda um 1150 noch Anspruch auf das im Jahr 839 ertauschte Gebiet erhebt. Durch den Ort führt die Altstraße „Via Publica“. In unmittelbarer Nähe, bei Bischbrunn, kreuzt die „Via Publica“ die Nord-Süd-Verbindung „Heristrata“. Esselbachs Bedeutung liegt in seiner strategischen Lage, so dass das Hochstift Würzburg es für zwingend erforderlich hält, hier einen eigenen Ministerialen zu platzieren. Dieser Stand rekrutiert sich aus den einstmals unfreien Dienstmannen, aus deren Reihen sich sukzessive im 12. und 13. Jahrhundert der freie Niederadel formiert. Sie werden dann beispielsweise als „miles“ oder „Ritter“ bezeichnet – wie auch die Espelbach. Um ihre Kriegs-, Hof- und Verwaltungsdienste auszuüben, erhalten sie Dienstlehen. Das Dienstlehen der Espelbach befand sich in Esselbach im „Hofgut“, das mit seinen mehr als 35 Hektar groß genug war, sowohl die Familie als auch die Bediensteten zu ernähren. Hier dürfte die Keimzelle von Esselbach anzusetzen sein und hier dürfte sich auch der Sitz der Familie Espelbach befunden haben. Ob es eine Kleinburganlage war oder ein befestigter Sitz bestehend aus Wohnhaus bzw. Wohnturm und Wirtschaftsgebäuden, ist heute anhand der Quellenlage letztlich nicht zu bestimmen. Letzte Reste einer mittelalterlichen Anlage sind heute noch am neuen Dorfgemeinschaftshaus sowie an der Kirche Richtung der Freizeitanlage „Weed“ zu sehen. Mit Aufstieg in den Niederadel werden an die Espelbach auch vererbbare sogenannte Mannlehen vergeben.
Im 13. und 14. Jahrhundert vermehren die Espelbach sowohl ihr Eigentum (Allodialbesitz) als auch ihren Lehenbesitz. So verfügen sie über Allodialbesitz beispielsweise in Marktheidenfeld, Karbach oder Aschfeld. Die Familie verzweigt sich, zu Beginn des 14. Jahrhunderts gibt es mindestens zwei Familienzweige, hervorgegangen aus der beiden Brüdern Heinrich und Konrad von Espelbach. Ihr größter Lehengeber stellt das Hochstift Würzburg dar, doch treten sie auch in Vasallenverhältnisse zu den Grafen von Henneberg, den Grafen von Wertheim und den Herren von Hohenberg (Homburg ob der Wern) ein. Burggüter in Laudenbach, auf der Karlsburg und auf der Homburg ob der Wern gehören zu den Espelbach’schen Lehen. Ihr Lehenbesitz mit Einkünften und Rechten, bestehend unter anderem aus Zehnten, Getreideabgaben oder Einkünften von Äckern, Wiesen und Weinbergen, reicht bis Wittershausen (Oberthulba, Nr. 27 auf der Karte), Schweinshaupten (Bundorf, Nr. 38 auf der Karte), Wülflingen (Haßfurt, Nr. 40 auf der Karte) und Ochsenfurt (Nr. 42 auf der Karte). Weitere Lehen befinden sich auf der Marktheidenfelder Platte und um Karlstadt. Insgesamt sind 50 Ortschaften dokumentiert, in denen die Familie von Espelbach Lehenbesitz hat. Über Eigentum verfügen die Espelbach etwa in Marktheidenfeld (Nr. 5), Karbach (Nr. 11) oder Aschfeld (Nr. 10).
Nummer auf der Karte | Ort | A = Eigentum oder Lehenbesitz, der nicht eindeutig einem Lehenherrn zuzuordnen ist | B = Lehen vom Hochstift Würzburg | C = Lehen von den Grafen von Henneberg | D = Lehen von den Herren Hohenberg (Wern) | E = Lehen von den Grafen von Wertheim |
1 | Hundsfeld (LK Bad Kissingen) | A1 | ||||
2 | Gössenheim | A2 | D5 | |||
3 | Halsheim (Gem. Arnstein) | A3 | ||||
4 | Marbach (Gem. Arnstein) | A4 | ||||
5 | Marktheidenfeld | A5 | E6 | |||
6 | Stetten (Karlstadt) | A6 | B6 | |||
7 | Wiesenfeld (Karlstadt) | A7 | D1 | |||
8 | Laudenbach (Karlstadt) | A8 | E1 | |||
9 | Billingshausen (Gem. Birkenfeld) | A9 | E2 | |||
10 | Aschfeld (Gem. Eußenheim) | A10 | C2 | D3 | ||
11 | Karbach | A11 | E3 | |||
12 | Löllbach (Wüstung bei Karbach) | A12 | ||||
13 | Esselbach | B1 | ||||
14 | Michelrieth (Marktheidenfeld) | B2 | ||||
15 | Oberwittbach (Markheidenfeld) | B3 | ||||
16 | Karlstadt mit Vldekel (?), Kalbenstein | B4 | ||||
17 | Karlburg (Karlstadt) | B5 | ||||
18 | Mühlbach (Karlstadt) | B7 | ||||
19 | Thüngen | B8 | ||||
20 | Gräfendorf | B9 | ||||
21 | Hurzfurt (bei Gräfendorf) | B10 | ||||
22 | Schönarts (Gem. Eußenheim) | B11 | ||||
23 | Sommerhof (Lohr-Halsbach) | A13 | B12 | D4 | ||
24 | Massenbuch (Gemünden) | B13 | ||||
25 | Bocksberg * | B14 | ||||
26 | Euerdorf | B15 | ||||
27 | Wittershausen (Gem. Oberthulba) | B16 | ||||
28 | Elfershausen | B17 | ||||
29 | Niederwern | B18 | ||||
30 | Oberwern | B19 | ||||
31 | Schonungen (inkl. Ortsteile Forst, Abersfeld, Waldsachen, Löffelsterz Reichmannshausen, Marktsteinach) |
B20-26 | ||||
32 | Euerheim (Gem. Grettstadt) | B27 | ||||
33 | Gochsheim | B28 | ||||
34 | Holzhausen (Gem. Dittelbrunn) | B29 | ||||
35 | Schweinfurt | B30 | ||||
36 | Euerbach | B31 | ||||
37 | Rheinfeld (unklar ob Berg-, Grafen- oder Kleinrheinfeld) |
B32 | ||||
38 | Schweinshaupten (Gem. Bundorf) | B33 | ||||
39 | Untertheres | B34 | ||||
40 | Wülflingen (Haßfurt) | B35 | ||||
41 | Gädheim | B36 | ||||
42 | Ochsenfurt | B37 | ||||
43 | Frickenhausen | B38 | ||||
44 | Winterhausen | B39 | ||||
45 | Seligenstadt (Gem. Prosselsheim) | B40 | ||||
46 | Ramsthal (Gem. Euerdorf) | C1 | ||||
47 | Kaisten (Gem. Wasserlosen) | C3 | ||||
48 | Wernfeld (Gemünden) | A14 | D2 | |||
49 | Birkenfeld | E4 | ||||
50 | Urspringen | E5 |
Veränderungen erzwingen Umorientierung
Politische und gesellschaftliche Veränderungen um 1400 veranlassen viele Niederadelsfamilien zum Umdenken: Grundherren sind bestrebt, ihre Territorien abzurunden, kleinere Herrschaften darin aufzulösen bzw. sie sich einzuverleiben. Hinzu kommen die zahlreichen aufstrebenden Städte mit Handel und Gewerbe sowie Veränderungen im militärischen Bereich, die Söldnerheere entstehen. Für die Ritter, deren Kerngeschäft das Kriegshandwerk war, bleiben vornehmlich militärische Führungspositionen. So verkaufen Konrad von Espelbach und sein gleichnamiger Sohn 1385 „alle myne armen lute, sie sin eygen oder nicht, wo die gesessen sin in den amten gerichten vnd centen … zu Rotenfels, zu Hohenburg [hier Homburg am Main, Anm. d. V.] zu Karelstat“. Einige überlieferte Urkunden berichten von Lehenverkäufen der Espelbach innerhalb des Würzburger Lehenhofs. Burkard, Götz und Hans von Espelbach verkaufen bzw. verzichten auf ihre Karlsburger Burggüter. Die Lehenverhältnisse zum Hochstift Würzburg, zu den Grafen von Henneberg und den Herren von Hohenberg, bzw. deren Nachfolger von Bickenbach, enden. Bis mindestens 1454 dauert das Lehenverhältnis mit den Grafen von Wertheim an. „Die gut zu Espelbach“, das dürfte das „Hofgut“ sein, wird 1373 an Hans von Grumbach als Mannlehen vergeben. Die Einträge zur Familie von Espelbach hören auch in den Würzburger Protokollen des kaiserlichen Landgerichts Ende des 14. Jahrhunderts vollständig auf. Ab jetzt dürfte die Verbindung der Ritter von Espelbach zu ihrem Herkunftsort nur noch in ihrem Namen bestanden haben.
Neue Chancen im und durch den Deutschen Orden
Die oft verklärten Raubritter finden sich bei den Espelbach bisher nicht. Auch wählen sie nicht den Weg in die dem Kaiser unterstellte Reichsritterschaft. Vielmehr nutzen sie die Gunst der Stunde für einen Berufs-, Orts- und Arbeitgeberwechsel: Sie suchen und finden eine Bindung zum Deutschen Orden. Eine Bilderbuchkarriere legte dabei Peter von Espelbach hin. Sein Weg innerhalb des Ritterordens kennt nur eine Richtung: nach oben. Als Komtur der Kammerkommende Weißenburg (Elsaß) taucht er erstmals 1413 auf. Nach der Führung der Kommende Marburg, die unter anderem auch die Wallfahrtsstätte der heiligen Elisabeth von Thüringen betreute, fungiert er zunächst als Komtur auf der Burg Horneck (LK Heilbronn, im Bauernkrieg zerstört), die direkt dem Deutschmeister unterstellt war. Sein nächster Karriereschritt führt ihn nach Frankfurt-Sachsenhausen. Die Führung dieser Kommende galt nach dem Amt des Hochmeisters und Deutschmeisters als die höchste Position innerhalb des Deutschen Ordens im Deutschen Reich. Ein besonderes Verhältnis pflegte Peter von Espelbach offenkundig mit dem damaligen Deutschmeister Eberhard von Seinsheim, Spross der unterfränkischen Seinsheim-Familie. Er beförderte Peter von Espelbach zum Generalvisitator des Deutschen Ordens für die italienischen Balleien Apulien und Sizilien. Das letzte Lebenszeichen des Peter von Espelbach datiert vom November 1430 aus Palermo. Vermutlich 1431 starb er am 14. Juli auf dieser Visitationsreise durch die beiden süditalienischen Provinzen. Leider ist sein Begräbnisort bisher unbekannt.
Der Deutsche Orden stellt auch die Eintrittskarte für die Familie von Espelbach in die freie und Reichsstadt Dinkelsbühl dar. Die Abwanderung von Niederadelsfamilien in Städte gehört mit zu den Zeichen der Zeit um 1400. Andere Familien vereinen sich, wie erwähnt, in der Reichsritterschaft, die dem Kaiser unterstellt ist. Besonders Großfamilien im Würzburger Lehenhof versuchen, Niederadelige in ihrem Herrschaftsbereich landsässig zu machen, sie damit der eigenen Gerichtsbarkeit zu unterwerfen. So manche Familie zog dies einer Verbürgerung in der Stadt vor. Dies hätte für die Familie Espelbach bedeutet, dass ihr freier Zugang beispielsweise zum kaiserlichen Landgericht in Würzburg verlorengegangen wäre.
1422 ist in Dinkelsbühl erstmals ein Hans von Espelbach als Amtmann des Deutschen Ordens dokumentiert. Bei ihm handelt es sich vermutlich um einen Bruder des oben genannten Komturs Peter (I) von Espelbach. Der Wechsel dürfte demnach kein Zufall gewesen sein. Deutscher Orden und die Stadt Dinkelsbühl hatten jeweils für „fünf Jahre einen Schirmvertrag über das Bürgerrecht des Bruders oder auch eines Laien“ geschlossen. Damit genoss der Vertreter des Ordens die Privilegien des Bürgerrechts, war jedoch dem Rat der Stadt zum Gehorsam verpflichtet. Über mehrere Generationen sind die Espelbach fester Bestandteil im städtischen sozialen und gesellschaftlichen Gefüge: als Mitglieder des Rats, Vögte und Pfleger des Deutschen Hauses oder Vorsteher der Viertelmannschaften für Kriegs- und Wachdienste. Sie verheiraten sich standesgemäß in arrivierte Dinkelsbühler Bürgersfamilien, auch in Nürnberger Patrizierfamilien, wie etwa die Familie Gugel. Dorothea von Espelbach geht 1494 mit Christoph Gugel sen. die Ehe ein und hat neun Kinder mit ihm. Christoph Gugel gehörte zum Rechtsberaterkreis der Kaiser Maximilian I. und Karl V.
Steinerne erhaltene Zeugnisse ihrer festen Verortung und ihres Standesbewusstseins sind heute noch in der Sankt-Georg-Kirche in Dinkelsbühl zu erkennen: Margarethe von Espelbach und ihr Ehemann Konrad Kurr stiften 1480 das Sakramentshaus, das heute als eines der schönsten in Franken gilt. Konrad Kurr, seines Zeichens Bürgermeister und Mitglied des Rats, übt den Beruf des Tuch- und Lodenmachers aus – zu dieser Zeit eines der wohlhabendsten Gewerbe in Dinkelsbühl. Das Wappen der Familie Kurr ziert neben anderen heute noch das Rathaus der Stadt. An der Südseite des Langhauses der Sankt-Georg-Kirche ist heute auch noch die Inschriftentafel angebracht, die an Jakob von Espelbach und seine wohl erste Frau Barbara Helchner erinnert. Vermutlich im Jahr 1587 stirbt mit Kunigunde von Espelbach die letzte Vertreterin der Espelbach-Familie in Dinkelsbühl.
Höhepunkt der Familiengeschichte
1512 wird in Dinkelsbühl der eingangs zitierte Georg von Espelbach geboren. Über seine Jugend ist bisher nichts bekannt. 1543 tritt er in die Dienste des neu gewählten Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling. Mindestens ab 1546 bis 1555 ist Georg als Kriegskommissar des Kaisers Karl V. nachweisbar, demnach muss er eine entsprechende Ausbildung genossen haben. Er nimmt an Kriegszügen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Ungarn teil, hebt Truppen aus und ist für deren Bezahlung (Stichwort Kriegskasse) verantwortlich. Kurz vor seiner Resignation bestätigt Kaiser Karl V. in Brüssel im Oktober 1555 Georg von Espelbach „sein uhralt erblich wappen und clainot, so seine voreltern und er von vilen undencklichen jahren hero gefuert“ und verleiht der Familie weitere Rechte, Freiheiten und Privilegien, wie beispielsweise die Freiheit vor fremden Gerichten, Schlösser zu bauen und sich danach zu benennen, Mühlen, Badstuben oder Schenken zu errichten, die Lehengerechtigkeit oder die Freizügigkeit. Mit dieser Bestätigung ist gleichzeitig eine Wappenbesserung und Standeserhöhung verbunden. Kaiser Karl V. stellt Georg von Espelbach unter seinen Schutz und Schirm. Dies bedeutet zum Beispiel, dass Georg den kaiserlichen Adler und das kaiserliche Wappen mit abdrucken darf, wenn er an seinen Besitzungen Veröffentlichungen anschlägt. Gleichzeitig wird Georg von Espelbach zum „Eques Auratus“ ernannt. Bei den Rittern vom güldenen Sporn handelt es sich um einen geschlossenen Personenkreis, der sich als Funktionselite überwiegend aus dem ritterbürtigen Niederadel rekrutierte. Bei den bisherigen Forschungen sind rund 170 Vertreter der „Equites Aurati“ bekannt geworden, darunter besonders zahlreiche Niederadelige aus Franken. Als Beispiele seien hier Ulrich von Hutten oder Sebastian von Rothenhan genannt.
Während sich die Spuren anderer Familienzweige verlieren, überträgt König Philipp II. von Spanien (Sohn Karls V.) Georg von Espelbach unter anderem das Amt des Drost (Drossard) in der Stadt und Festung Harlingen in Friesland. Die aufständischen Zeiten in den spanischen Niederlanden erfordern loyales katholisches Personal an strategisch wichtigen Punkten, wie eben in Harlingen an der Einfahrt zur damaligen Zuidersee (heute IJsselmeer). Ein besonders enges Verhältnis pflegt Georg von Espelbach mit Viglius van Aytta van Zuychem. Die beiden kannten sich vermutlich seit dem Schmalkaldischen Krieg 1546. Viglius avancierte zum engsten Rechtsberater Kaiser Karls V., stand dem Staatsrat in Brüssel vor und gehörte zum Ordern der Ritter vom Goldenen Vlies. Er bahnte nicht nur Georgs Ehe mit Katharina van Dekema an, sondern er zahlte die Hochzeit und stiftete als Brautgeschenk den Trauring seiner verstorbenen Ehefrau.
Auch in Friesland funktionierte das Netzwerk Niederadel, Georg unterhielt freundschaftliche Kontakte beispielsweise mit Hans Rieter von Kornburg in Nürnberg, den er vermutlich seit dem Donaufeldzug Kaiser Karls V. 1546 gegen den Schmalkaldischen Bund kannte. Johann Onuphrius von Schwarzenberg, kaiserlicher Obrist in Italien unter Karl V., und ältester Sohn von Wolfgang von Schwarzenberg, der als Begründer der westfriesischen Linie der fränkischen Schwarzenberg aus dem Steigerwald gilt, wurde von Georg von Espelbach zu seiner Verlobungsfeier mit Katharina van Dekema eingeladen. Obwohl Georg sich in seinen Korrespondenzen hin und wieder beklagt, am Ende der Welt zu wohnen – es ist ungewiss, ob er jemals wieder nach Dinkelsbühl reiste oder ob und wann er bei seinen Kriegszügen und Reisen durch Esselbach kam – fühlt sich Georg offensichtlich wie ein kleiner König, ob der Befugnisse, die er hat, und auch ob der Annehmlichkeiten, die mit seiner Position verbunden sind. Am 29. März 1575 stirbt Georg von Espelbach und wird im Sankt-Michael-Dom in Harlingen-Almenum beigesetzt. Er hinterlässt Frau und vier Kinder, die ab ca. 1580 nach Köln ins Exil gehen, nachdem in Friesland der Calvinismus zur offiziellen Religion bestimmt worden war. Im Februar 1644 sterben innerhalb von neun Tagen in Köln die Geschwister Georg (II) und Emerentiana von Espelbach, beides Kinder von Georg (I) von Espelbach. Diese beiden waren die letzten bisher bekannten Träger des Namens Espelbach, des ursprünglich aus dem Südost-Spessart stammenden Rittergeschlechts. Damit endet eine nahezu 500-jährige Geschichte.
Alle Zitate und Informationen entnommen aus: Gertrud NÖTH, Die Ritter von Espelbach. Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Esselbach. Band I. Herausgegeben von der Gemeinde Esselbach 2021 (295 Seiten, mit umfangreichem Anmerkungsapparat und Literaturangaben sowie zahlreichen Abbildungen)
Zu bestellen bei: Gemeinde Esselbach, Hauptstraße 8, 97839 Esselbach,
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