Das Schächerloch – eine sagenumwobene Klufthöhle
geheimnisvolle alte Klufthöhle, um die sich eine Vielzahl von Sagen ranken
Im Steinmarker Wald, etwa 3 Kilometer nordöstlich vom Dorf, befindet sich eine Höhle. Sie gilt als Naturdenkmal, steht unter Schutz und gehört der Gemeinde Esselbach. Von außen sieht sie eher unscheinbar aus, ein fast kreisrundes Loch, das etwa 2 Meter tief senkrecht in den Boden führt. Doch hat diese Klufthöhle, wie sie im Buntsandsteinuntergrund sehr selten anzutreffen ist, zu allen Zeiten die Phantasie der Menschen angeregt. Möglicherweise nicht zu Unrecht, denn schließlich wurden in ihrem Inneren sogar Steinbeile gefunden, die auf die Nutzung schon in der Jungsteinzeit schließen lassen. Dabei ist wohl eher an eine Kult- als an eine Wohnhöhle zu denken, also an ein altes heidnisches Heiligtum. Früher war die Höhle weiter begehbar. Von Erzählungen wissen wir, dass es einen großen kuppelförmigen Raum gegeben haben muss, der heute verschüttet ist. Von diesem Raum gibt es die Überlieferung, dass die Steinmarker dort im
Dreißigjährigen Krieg überlebt haben sollen. Ein Schwedenreiter, der beim Verfolgen eines Bauern in die Höhle stürzte, soll dort heute noch herum spuken.
Noch früher soll die Höhle sogar dem deutschen Kaiser Heinrich IV. als Unterschlupf gedient haben. Die Vermutung einer Kulthöhle, von der man nach der Christianisierung nur noch verschlüsselt erzählen durfte, wird durch diese außerordentliche Vielzahl an Sagen bestärkt, die sich um das Schächerloch ranken. Da hausen wilde Männer im Wald, die Frauen und Kinder rauben und es gibt Geschichten, nach denen Menschen plötzlich im Boden versinken. Ein „Aufhuckermännchen“ macht nächtlichen Wanderern das Leben schwer. Neben den Zimmerleuten in der hier erwähnten Erzählung gibt es im Schächerloch weitere mysteriöse Schatzhüter, so einen räuberischen Riesen, einen lichtscheuen Alten mit roten Augen und einen kleinen grauen Vogel. Trotzdem gab es nicht nur von den ortsansässigen Steinmarkern immer wieder Versuche, den angeblichen Schatz zuheben. So ist urkundlich nachgewiesen, dass im Jahr 1808 einige Männer aus dem 30 Kilometer entfernten Laufach dies erfolglos probiert haben. Die Teilnehmer dieser Schatzgräberwallfahrt kommen sogar wegen Aberglaubens vor Gericht. Dabei bezeichnet der zuständige Beamte das Schächerloch als „die Wallfahrt aller Schatzgräber“.
Als der Galgen fertig war: „Wen wollen wir zuerst hängen?“
Eine von vielen Sagen über das Schächerloch
Einst wollten die Steinmarker den Schatz im Schächerloch heben. So gingen sie in einer Vollmondnacht – der Dorfschulze voran – mit Hacke und Spaten hinaus in den Gemeindewald. Als sie an der Stelle waren, wo die Gold- und Silbermünzen verborgen sein sollten, sagte der Schulze: „Wir stellen vor das Loch eine Wache, damit uns niemand bei der Arbeit stört.“ Also blieben drei Ortsbürger außen stehen, jeder hielt einen Prügel in der Hand, so groß wie ein Schälscheit. Der Schulze stieg mit noch ein paar Männern ins Schächerloch hinunter und sie gruben drauf los. Die drei Wächter aber sahen plötzlich mehrere dunkle Gestalten, die Baumstämme heran trugen und begannen, die Bäume zu behauen. Sie hämmerten, schlugen und schlitzten wie gelernte Zimmerleute. Hernach richteten sie aus den Stämmen einen Galgen auf. Die drei Wachestehenden sahen alles mit an, redeten aber nichts, weil man ja beim Schatzsuchen keine Silbe sprechen darf. Und die unheimlichen Fremden schwiegen ebenfalls. Als jedoch der Galgen fertig stand, sagte einer von ihnen: He, wen wollen wir zuerst hängen, den mit dem roten Wams?“ Als die drei das hörten, warfen sie ihre Prügel fort und rannten spornstreichs ins Dorf zurück. Von dem Schulzen aber und den übrigen, die mit ihm ins Loch hinunter gestiegen sind, hat niemand jemals mehr etwas gehört oder gesehen.