In der „Kicherkiste“ ist Platz für rund 100 Kinder
Baukosten von 1,4 Millionen für An- und Umbau
Nach langen Monaten des Um- und Anbaus wurde am Sonntag, 29. Oktober 2017, der neu gestaltete Kindergarten „Kicherkiste“ in Esselbach unter großer Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht. Neben einem Anbau und dem kompletten Umbau des bestehenden Gebäudes wurden Technik und Heizung erneuert sowie die Außenspielfläche neu mit Geräten bestückt und geplant. Von der Gemeinde Esselbach, die gemäß Treuhandvertrag die Funktion der Bauherrin übernommen hatte, und dem Architekten Bernd Müller wurde das Gebäude an den St.-Johannis-Verein als Träger der Einrichtung übergeben. Nach dem Sturm am Vorabend und dem ungewissen Wetter wurden Einweihungsgottesdienst offizieller Teil im ersten Sock des Kindergartens durchgeführt, während ein Einweihungsfest mit bayerischen Spezialitäten in der nahe gelegenen Spessarthalle stattfand. 1,4 Mio. Euro kosteten die Maßnahmen, wovon 560.000 Euro vom Freistaat Bayern bezuschusst wurden, während die Diözese Würzburg 430.000 Euro erst in einigen Jahren beisteuern wird. Den Anteil der Diözese finanziert bis dahin die Kirchenstiftung Esselbach, die auch Eigentümerin des Gebäudes ist. Der Kindergarten bietet nun Raum für etwa 100 Kinder in sechs verschiedenen Gruppen ab etwa einem Jahr bis hin zu den Vorschulkindern. Rund 17 Beschäftigte, je nach dem Stand der Aushilfen, betreuen die Kinder.
Gottesdienst mit Pfarrer Alexander Eckert
Begonnen wurde der Einweihungstag am Vormittag mit einem vom Esselbacher Pfarrer Alexander Eckert unkonventionell und familiengerecht zelebrierten Gottesdienst unter Beteiligung von Kindergartenkindern mit ihren Erzieherinnen. Das Vortragen der Fürbitten teilten sich Vertreter des Trägervereins, der Kinder, Eltern und Erzieher mit Bürgermeister Richard Roos, wobei es in allen Fürbitten um den Kindergarten und den Umbau ging. Fetzig-fröhliche Klänge der Band „Für Dich“ gestalteten den Gottesdienst musikalisch und sorgten für heitere und gelöste Stimmung. Noch im Rahmen des Gottesdienstes dankte Pfarrer Eckert allen Beteiligten, wobei er einige Personen besonders hervorhob, so Bauleiter Bernhard Straub vom Architekturbüro Bernd Müller, Planer Stefan Reuter vom Büro basis-Plan, den Obst- und Gartenbauverein Kredenbach und das Ehepaar Leonie und Tom Orgel bei der Gestaltung des Außenbereichs sowie Andreas Mai und Thorsten Schreck vom Trägerverein, dem Kindergartenteam unter der Leitung von Kerstin Heim-Furchner und Karl Schöffer von der Kirchenstiftung. Geradezu mit Lob überschüttet wurde von Eckert Bürgermeister Richard Roos.
Lob für und den Bürgermeister – Kritik an der Diözese
Dieser habe unzählige Stunden im und für den Kindergarten verbracht. Der Pfarrer wörtlich: „Die Gemeinde Esselbach hat einen Bürgermeister, der Kinder so sehr liebt, wie es Jesus getan hat.“ Kritik sparte Eckert aber nicht am Handeln mancher kirchlichen Stellen, von denen mehr Blockade als Förderung gekommen sei. Er dankte Bürgermeister und Gemeinderat dafür, dass sie bei ihren Beschlüssen das Kindeswohl über die von kirchlicher Seite geübte Ungerechtigkeit gestellt hätten. Nachdem es zunächst auch im Bereich des Möglichen gewesen sei, dass der katholische Kindergarten an die Gemeinde übergehe, freute sich Eckert darüber, dass es gelungen sei, den Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft zu halten. Damit sei eine religiöse Erziehung auch dann gewährleistet, wenn einzelne Eltern nicht damit einverstanden wären. Er dankte den Beschäftigten ausdrücklich auch für die christliche Erziehung der Kinder, denn nur wer als junger Mensch Gottvertrauen lerne, könne dies später auch haben. Für die katholische Pfarrei dürfe es deshalb nicht sein, dass der Kindergarten nur nebenher laufe.
Ende 2014 drohte die Schließung des Kindergartens
Bürgermeister Richard Roos stellte in seinem Grußwort kurz den Werdegang der Baumaßnahme dar. Zunächst sei es im Sommer 2014 nur um eine neue Kleinkindgruppe gegangen. Schon im Herbst sei aber eine neue Dynamik aufgetreten, die den vollen Einsatz der Gemeinde gefordert habe. Die schon einige Jahre bestehende Kleinkinderbetreuung sei nicht genehmigt, schrieb das Landratsamt. Zudem sei der Brandschutz für den gesamten Kindergarten nicht mehr auf dem neuesten Stand. Es bestehe daher die Gefahr, dass der Kindergarten zum 1.12.2014 schließen müsse. Der Gemeinderat beauftragte daher das Architekturbüro Bernd Müller mit der kurzfristigen Erarbeitung von Lösungen. Dabei gab es zwischendurch auch den Gedanken, einen eigenen, gemeindlichen Kindergarten zu bauen oder das bestehende Gebäude in einen gemeindlichen Kindergarten zu übernehmen. Im Juli 2015 lag dann bereits ein Planentwurf vor, der mit Hochdruck mit Beteiligten und Behörden abgestimmt wurde. Erfolgreich – denn bereits im September 2015 beschloss der Gemeinderat den Bauantrag. Mit der Diözese und der Kirchenstiftung wurde ein Treuhandvertrag abgestimmt, nach dem die Gemeinde als alleinige Bauherrin auftrat und alle Ausschreibungen vornahm. Viele Monate später und nach Kosten von 1,4 Mio. eröffne man nun den neuen Esselbacher Kindergarten. Dieser weise barrierefreie Zugänge zu allen Stockwerken und ein ausgeklügeltes Brandschutzsystem auf. Der Zugang zum ersten Stock erfolge über ein Flachdach mit Außenspielfläche, was dem Ganzen eine kreative Note gäbe. Die Einrichtung verfüge über behindertengerechte WCs und ein Bistro für warmes Mittagessen. Auch im bestehenden Kindergartenbereich habe man im Rahmen des Umbaus sehr viel verändert. Überall seien neue Fliesen angebracht und alle Türen seien erneuert worden. Eigentlich sei es ein komplett neuer Kindergarten, der heute übergeben werde, meinte Roos. Dabei seien trotz vieler Änderungen noch während der Bauphase keine nennenswerten Kostensteigerungen aufgetreten. Ein afrikanisches Sprichwort sage, dass man zur Erziehung eines Kindes ein ganzes Dorf brauche. In Esselbach hätten analog zu diesem Sinnspruch alle Beteiligten zusammen geholfen. Er sei als Bürgermeister glücklich darüber, dass es in der Gemeinde viele Kinder gebe, dass Esselbach eine erfreulich hohe Geburtenrate aufweise und dass der neue Kindergarten bald schon wieder komplett ausgebucht sei.
Grußworte der Ehrengäste
Andreas Mai, Vorsitzender des Trägervereins, verwies anhand eines Goethe-Zitates, nach dem man auch aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas Schönes bauen könne, sowohl auf die aufgetretenen Schwierigkeiten als auch auf das gute Ende. Nachbarbürgermeister und MdL Thorsten Schwab gratulierte auch im Rahmen seines Bürgermeisterkollegen Michael Gram aus Rothenfels, dritter Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld, zur gelungenen Gemeinschaftsleistung. Er berichtete, wie er in Verhandlungen mit dem Ministerium einen um 109.000 Euro höheren Zuschuss herausholen konnte. Sandra Moldovan gratulierte im Namen des Caritas-Verbandes Würzburg, überreichte einen Geldbetrag und bezeichnete den Kindergarten als Zukunftsinvestition in die Gemeinschaft. Volker Roos übergab für die Kolpingsfamilie Esselbach ebenfalls einen Scheck. Die Ausbildung junger Menschen beginne im Kindergarten. Deshalb wolle der Verein die soziale Einrichtung Kindergarten im Sinne Adolph Kolpings unterstützen. Der Bürgermeister informierte anschließend darüber, dass die Malerfirma Stahl Sonnensegel für den Außenbereich für mehrere Tausend Euro stifte. Architekt Bernd Müller stellte fest, dass man aus der Not der drohenden Schließung gemeinsam eine Tugend gemacht habe. Schwierig für alle Betroffenen sei es gewesen, dass während der Bauphase der Kindergartenbetrieb weiterlaufen musste, was mehrere Umzüge erforderte. Deshalb wisse er, dass das Kindergartenteam die heutige Schlüsselübergabe sehnlichst herbeigewünscht habe. Die Leiterin Kerstin Heim-Furchner sprach dann auch von einem lang erwarteten Tag.
Einweihungsfest in der Spessarthalle
Auch am Nachmittag konnten Interessierte noch in aller Ruhe die neuen Räumlichkeiten im Kindergarten besichtigen. Das Fest selbst ging in der Spessarthalle mit bayerischen Spezialitäten und musikalischer Unterhaltung durch die Esselbacher Blasmusik unter Leitung von Heinz Heim weiter. Popcorntüten konnten von den Kindern bemalt und Lebkuchenherzen gestaltet werden. Es wurden Luftballontiere gebastelt und die Kinder konnten sich an einem Maltisch ausleben. Im Rahmen einer großen Tombola gab es wertvolle Preise zu gewinnen. Die Kindergartenkinder stellten sich auf der Bühne dem Publikum vor. „Wir sind die Kicherkisten-Kinder“ sangen sie alle gemeinsam unter Gitarrenbegleitung von Julian Hecht nach der Melodie des Tote-Hosen-Hits „Tage wie diese“. Tage wie diese, an denen Gelungenes übergeben wird, kann es nur selten geben, doch sie entschädigen alle Beteiligten für zahllosen Mühen, die in vielen Monaten zuvor angefallen sind.